Holunderblüten überall


Das Wasser ist soweit zurück gegangen, dass es nun nicht mehr gefährlich ist. Bis Dienstag war ich noch als Deichläufer eingesetzt. Es sind zwar immer 4 oder 6 Stunden laufen und gucken, aber die Zeit kann ganz angenehm sein. Man läuft immer zu zweit, immer ein junger unerfahrener Deichläufer und ein alter Hase.
Am Dienstag früh um 6 Uhr durfte ich 4 Stunden mit dem Opa meiner Schulfreundin laufen. Es ist sehr einprägsam, vier Stunden mit einem Rentner zu verbringen, den man nur flüchtig kennt. Ich habe eine ganze Menge gelernt.

Außerdem haben wir uns übers Einmachen unterhalten. Er macht mit seiner Frau seit Jahren Mischgemüse selbst ein. Hat Spinat und Spitzkohl im Garten und dazu noch 4 verschiedene Gurkensorten. Die natürlich auch in Gläser wandern. Ich habe ihm dann erzählt, dass ich bis jetzt nur Marmelade gekocht habe. Und ich diese Woche noch los ziehen wollte um Holunderblüten zu sammeln.

Er hatte auf einer seinen vielen Fahrradtouren Holunderblüten gesehen, die so niedrig hingen, dass man sich zum pflücken nicht mal mehr strecken bräuchte. Allerdings ist ihm in den ganzen vier Stunden nicht mehr eingefallen, wo es war.

Am frühen Nachmittag kam er dann noch mal vorbei, denn kurz vorher ist er wieder an der Stelle vorbei gefahren. Er hat mir erklärt wo ich die Blüten finde und noch Tipps gegeben, wie ich sie am besten pflücke.


Gegen Abend habe ich mir dann das Rad mit Anhänger von meinem Vater geschnappt und bin los. Es gab dort Unmengen an Blüten. Dabei dachte ich, wenn ich meine IKEA-Tasche voll habe, dass dann nichts weißes mehr zusehen ist. Aber so war es wirklich nicht.




Für 2,5 Kilo Blüten habe ich gerade mal 45 Minuten geraucht. Da ist die Hin- und Rückfahrt von 0,5 Kilometern schon mit drin.


Ich konnte wirklich nicht verleugnen,was ich gemacht habe. Der Blütenstaub war überall. Aber da ging die Arbeit erst los. Nachdem ich das Internet durchforstete habe und überall unterschiedliche Rezepte gefunden habe, habe ich mich stark an den Rezepten von Juliane orientiert. Ich wollte gerne Holunderblüten-Gelee  und -Sirup einkochen. 


Dabei ist der erste Arbeitsschritt immer gleich. Die Blüten müssen gezählt und von möglichst vielen Stielen befreit werden. Ich habe in diesem Jahr die Blüten nicht gewaschen, denn im letzten Jahr war das Wasser so gelb, dass ich wohl sämtliche Geschmacksstoffe mit raus gewaschen habe. 


Die Blüten habe ich nur mit Wasser angesetzt. 20 Blüten für 1 Liter Wasser. Da ich hinterher 9 Liter Wasser angesetzt habe und etwa 2,5 Kilo Blüten hatte, kann man sagen: etwa 300g Blüten kommen auf ein Liter Wasser.
Zu dem Blütenwasser habe ich noch 4 unbehandelte, in Scheiben geschnittene Zitronen gegeben. Das ganze muss dann mindestens 24 Stunden ziehen. Bei mir waren es 32 Stunden, denn ich wollte nicht bis in die Nacht am Herd stehen. Die Blüten schwimmen am Anfang noch auf dem Wasser, deswegen habe ich sie mit einem Teller beschwert. Auf diesen konnten sich die Käfer und anderen Tierchen, die noch in den Blüten saßen retten. 
Ich weiß, dass in vielen Rezepten steht, dass man für das Gelee die Blüten in Apfelsaft ziehen lassen soll. Da es im letzten Jahr 7 Liter Sirup geworden ist, aber viel zu wenig Gelee, wollte ich mich nicht gleich festlegen.


Nach der Ziehzeit müssen die Blüten natürlich wieder aus dem Wasser, mit samt den Zitronen. Dazu habe ich mir einen Eimer genommen, denn wer hat schon so viel 10 Liter Töpfe Zuhause?


Der Sud richt etwas streng. Wie eine Mischung aus Sportshirt und Reviermarkierung der Hunde. Es ist schwer vorstellbar, dass das wirklich mal gut schmecken kann.


Da sich im gesiebten Sud noch kleine Schwebeteilchen, zum Teil schwarze, befanden habe ich alles noch durch ein Geschirrtuch gefiltert.


Und dann war erst Mal Deckel-Memory angesagt. Ich hebe fast jedes Glas auf und stelle es mit der offenen Seite nach unten in einen Schrank. Die Deckel landen dann im unterstem Fach. Ich bilde mir einfach ein, wenn die Gläser geschlossen im Schrank auf ihren Einsatz warten, dass sie immer noch etwas nach Senf oder Gurke riechen. Und dann auch die Marmelade dementsprechend schmeckt. Also brauche ich beim Einmachen immer eine Ewigkeit, den passenden Deckel zu finden. Aber dann kann es los gehen. Mit dem heißen Wasser aus dem Wasserkocher werden die Gläser und Deckel ausgespült und warten auf ihren Einsatz.


Das Gelee zu kochen ist wirklich leicht und man braucht kaum Zutaten, nur:

  • 500g Gelierzucker 2:1
  • 1/2 l Holunderblütensud
  • 1/4 l Apfelsaft
  • 5g Zitronensäure aus dem Supermarkt oder eine Messerspitze Zitronensäure aus der Apotheke
Und schon kann es los gehen. Alles kommt zusammen in einen Topf. Es sollte ein möglichst großer Topf sein. In meinen passen so knapp 5 Liter und die braucht man auch, wenn das Gelee richtig kocht. Das muss es dann so zwischen 1 bis 4 Minuten, je nach Packungsanleitung. Und dann kommt das Gelee in die Gläser. Dazu verwende ich diese gelbe Einfüllhilfe. Das ist einfach nur ein abgeschnittener Trichter, aber durch ihn bleiben die Ränder der Gläser sauber und können so direkt verschlossen werden. Noch kurz auf den Kopf gestellt und dann wieder zurück gedreht auskühlen lassen. Fertig!



Bitte kocht das Rezept immer wieder einzeln nacheinander, wenn ihr größere Mengen kochen wollt. Es ist viel praktischer, denn euch wird das Gelee zwischen durch nicht wieder kalt und fängt an zu gelieren. Dann sollten die Gläser auch noch etwas warm sein, wenn ihr sie befüllt und ihr müsst die Gläser auch noch einige Minuten wenden. Ich habe es probiert, mit der doppelten Menge, es artet nur in Stress aus.
 

Die Etiketten habe ich wie Juliane von http://www.jamlabelizer.com/. Einfach auf Etikettenpapier ausdrucken und ausschneiden, fertig.

Aus dem restlichen Sud habe ich dann Sirup gekocht. Das ist noch leichter als das Gelee kochen.
Je Liter Sud habe ich 500g Zucker und einen halben Teelöffel Zitronensäure aus der Apotheke dazu gegeben. Alles einmal aufkochen lassen und dann in saubere, warme Flaschen gefüllt.

Ich unterscheide zwischen der Zitronensäure aus der Apotheke und dem Supermarkt, denn die Säure aus der Apotheke ist viel intensiver und es wäre wirklich Schade, wenn das ganze Gelee nichts wird, weil man 5g Zitronensäure aus der Apotheke ans Gelee getan hat.




Kommentare

  1. Das sieht nach richtig viel Arbeit aus. Danke fürs zeigen!
    Deine Etiketten sind toll geworden.
    LG
    Heike

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  2. Ich habe noch nie Holunderblütensirup selbst gekocht, immer nur in Ikea gekauft ^^ Aber das sieht ziemlich super aus, schade, daß Holunder in meiner Gegend hier nicht vorkommt.
    Ich erinnere mich, daß ich als Kind immer die Holunderbeeren gepflückt habe, daraus wurde Saft gekocht :) Liebe Grüße Thea

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  3. Haha, den "Tick" mit den Gläsern habe ich auch...aus dem gleichne Grund, den mir aber leider bisher niemand glaubte.
    Lass dir deine süßen Köstlichkeiten munden...im Sekt zum Beispiel! :-)

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  4. Das Gespräch mit dem Opa deiner Freundin war bestimmt toll. Ich stelle auch immer wieder fest, dass man so viele tolle Dinge von älteren Menschen lernen kann und das so unwahrscheinlich spannend ist. Selbst das Leben meiner Verwandten vor meiner Zeit ist mir manchmal wie ein weißer Fleck auf der Landkarte und erst jetzt, wo ich etwas älter bin, merke ich wie wertvoll und spannend es ist mit ihnen darüber zu sprechen. Früher waren sie einfach nur "die alte Tante" oder so :o)

    Deine Holunderblüten-sammel-und-einkoch-Aktion klingt nach einer Menge Arbeit, aber auch so, als hätte es viel Spaß gemacht. Ich persönlich - und da bin ich in meinem Freundeskreis wohl eine der einzigen - mal Holundersirup ja gar nicht. Einmal habe ich ein Glas verdünnt mit Wasser getrunken und ich war wirklich froh, als es leer war. Aber trotzdem sieht es toll aus und der Gelee ist sicher auch ein schönes Geschenk!

    Liebe Grüße,
    Marina

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  5. hmm spitzkohl und spinat und so viele Gurken ... Opa warst du das?

    Sieht lecker aus und es war sicher viel arbeit.

    Lieben Gruß Anne

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